Forschung

In den letzten Jahren wird das Thema Menstruation im Sport in der Sportwissenschaft und in der breiten Öffentlichkeit zunehmend relevant. Die wachsende Popularität von zyklusbasierten Trainingskonzepten im Leistungs- wie auch im Amateur- und Freizeitsport und vermittelt durch populärwissenschaftliche Print- und Online-Medien eröffnet viele sport-, geschlechter- und wissenssoziologische Fragestellungen. In diesem Projekt wird durch eine Analyse von entsprechenden Medienprodukten (Trainingsratgeber, Fernsehberichte, onlineMaterialien) sowie ethnografischer Beobachtung und Interviews nachgezeichnet, welche Formen von Geschlechterwissen und welche Formen der Subjektivierung und Materealisierung hierbei hervorgebracht werden und wie sich dies in einen größeren Kontext gesellschaftlicher Debatten um geschlechtliche, auch körperliche, Diversität im Feld von Sport und Gesundheit (Stichwort geschlechtersensible Medizin) einordnen lässt.

In Zusammenarbeit mit J.-Prof. Friederike Faust, Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie, Göttingen und Prof. Gabriele Sobiech, Sportsoziologie und Gender Studies, Pädagogische Hochschule Freiburg.

In den 1980er Jahren formierte sich in Deutschland aus der Zweiten Frauenbewegung heraus die „Feministische Sport- und Bewegungskultur". Diesem Zusammenschluss aus frauenbewegten Sport-Interessierten, Sportlerinnen und Wissenschaftlerinnen ging es nicht nur darum, Frauen im Sport zu fördern, sondern auch den Sport als vergeschlechtlichte und vergeschlechtlichende Praxis zu analysieren, um die damit verbundenen Ungleichheiten offenzulegen. Der andere Blick auf „Frauen in Bewegung" (Buschmann & Kröner 1988) umfasste neben wissenschaftlicher Analyse von Hindernissen und Hürden im (organisierten) Sport die Entwicklung alternativer Sport- und Bewegungskonzepte, umgesetzt in autonomen Lesben-Frauensportgruppen oder in dafür eigens gegründeten Frauensport- & Frauen-Selbstverteidigungsvereinen (vgl. Schmechel 2022, Schmechel 2025, Palzkill, Scheffel & Sobiech 1991).
In dieser Studie wollen wir leitfadengestützte Interviews mit Protagonist*innen der Anfänge dieser Bewegung durchführen, um die Beweggründe, vielfältigen Erfahrungen sowie auch Konflikte und Aushandlungen herauszuarbeiten, die entstandenen feministischen Sportpraxen zu rekonstruieren und damit eine Lücke in der Forschung zu Frauen* im Sport und alternativer Sportkulturen zu schließen. In einer späteren Projektphase sollen Akteur*innen heutiger feministischer Sportangebote einbezogen werden, um so auch explizit Kontinuitäten und/oder Veränderungen in der Geschichte des feministischen Sports aufzuzeigen.

Humboldt-Universität zu Berlin /Berlin University Alliance

Health and access to healthcare are fundamental human rights. However, in Germany, these rights are often denied to migrant populations. In 2018, the United Nations raised concerns about Germany’s migration policies. Migrants face structural barriers to healthcare, exacerbated during the COVID-19 pandemic, highlighting the urgent need to address their health needs. These needs are deeply tied to social and cultural structures, requiring an interdisciplinary approach that combines medicine, global health, sociology, political and cultural studies, and collaboration with civil society, political actors, and NGOs. Our research team, composed of scientists from Humboldt University, Free University, and Charité-Universitätsmedizin Berlin, focuses on migration and health with a special emphasis on gender and intersectionality. We investigate healthcare access, unmet needs of marginalized migrant groups, and more. Ultimately, we aim to establish a knowledge platform to integrate findings into social practice and foster meaningful exchange. https://migrahbua.de/

Förderung: BUA Grand Challenges Exploration Projects „Global Health“, Fördervolumen: 1,3 Mio. €

Universität Bremen, Radboud-Universität Nijmegen und Humboldt-Universität zu Berlin

In der epidemiologischen Gesundheitsforschung besteht ein großer Bedarf an umfassenden Erhebungsinstrumenten, die der Multidimensionalität und Variabilität von Geschlecht gerecht werden. Das Forschungsprojekt DIVERGesTOOL griff diesen in den letzten Jahren immer deutlicher werdenden Bedarf auf. Es verfolgte das Ziel, eine anwendungsorientierte Toolbox zur Erfassung geschlechtlicher Vielfalt für die quantitative Gesundheitsforschung in Deutschland zu entwickeln.
Der Entwicklungsprozess war partizipativ angelegt, Vertreter*innen großer epidemiologischer Studien in Deutschland wurden direkt einbezogen. Im Rahmen von vier gemeinsamen Workshops wurde eine Toolbox entwickelt, die sich aus mehreren Bestandteilen zusammensetzt: Die Basis-Items sind ein grundlegendes, allgemein nutzbares Set aus drei Fragen, die sich am Two-Step-Approach orientieren. Sie werden anstelle der bisher routinemäßig in den Gesundheitswissenschaften angewendeten binären Geschlechtsvariable empfohlen. Zudem enthält die Toolbox Zusatz-Items mit beispielhaften Fragebogen-Items für spezifische Fragestellungen oder Studienpopulationen. Ergänzt wurden die Items um ausführliche Anwendungshinweise und Hintergrundinformationen. Die Toolbox steht Interessierten online kostenlos über die Website des Projektes zur Verfügung: https://www.uni-bremen.de/divergestool-projekt/divergestool-toolbox.

Förderung: Bundesministerium für Gesundheit (BMG) im Förderschwerpunkt Geschlecht und Gesundheit (Förderkennzeichen: 2520FSB430).

Inwiefern ist ein positives Körpererleben auch für queere Menschen an normative Konzepte von Geschlechtlichkeit, Körperlichkeit und Subjektivität gebunden? Corinna Schmechels emotionstheoretischer Ansatz zeigt fundiert die immanenten Ambivalenzen eines normkritischen »Empowerment durch Sport« im Kontext der Fitnesskultur als spätmoderner Subjekt- und Körperkultur auf.
Open Access: https://www.transcript-verlag.de/978-3-8376-6085-2/auspowern-undempowern/?c=311000223&number=978-3-8394-6085-6

Förderung: 2015-2018 gefördert durch ein Georg-Christoph-Lichtenberg-Stipendium des Landes Niedersachsen im Promotionsprogramm »Kulturen der Partizipation« der Carl-von-Ossietzky Universität Oldenburg